Zum ersten Mal alleine Fliegen

Früh morgens kriechen sie aus ihren Zelten – manche noch ein wenig müde. Der erste Blick geht Richtung Himmel. Ein wolkenloses, kaltes Blau am frühen Morgen verspricht gute Thermik, eine geschlossene dichte Wolkendecke dagegen weniger. Für uns ist die morgendliche Einschätzung im Ferienlager obligatorisch.
Nicht jede Region in Deutschland eignet sich gleichermaßen für Fliegerfreizeiten. Häufig zieht es uns in den Osten Deutschlands – wegen der verhältnismäßig geringen Besiedelung, den guten thermischen Voraussetzungen und dem hohen Freizeitwert rund um Berlin.

Segelflugausbildung

Besonderes Augenmerk gilt während der 14 Tage der Segelflugausbildung. Viele der Flugschüler steuern zum ersten Mal einen fremden Flugplatz an und müssen sich über fremdem Gelände orientieren. Besonders einprägsam ist der Moment, wenn es von hinten heißt: “So, dass kannst du auch alleine.” Gemeint ist der erste Alleinflug. Nach durchschnittlich 60 bis 80 Starts im Doppelsitzer mit Fluglehrer ist es für viele der neuen Flugschüler im Sommerlager so weit. Der Fluglehrer verlässt den hinteren Sitz des Doppelsitzers, sichert Fallschirm und Gurtzeug. Er wird beim nächsten Start nicht mehr mitfliegen. Der Flugschüler ist spätestens jetzt hoch konzentriert und bereitet sich noch einmal mental vor:

„Gurtzeug und Fallschirm sind angelegt, die Ruder gescheckt, Startbahn und Luftraum frei. Nach dem Abheben nicht zu stark steigen. Querneigung beim Kurvenflug beachten. Geschwindigkeit während des Landeanfluges nicht schneller als 110 und nicht langsamer als 90 km/h.“

Noch ein kurzes Zwinkern des Fluglehrers, dann wird die Haube geschlossen. „Seil stramm! Fertig! Frei!“, lauten die Kommandos bis zum Abheben des Segelfliegers.
Nach fünf Minuten, die im Fluge vergehen, geht es zur Landung. Noch zwei weitere Flüge und die A-Prüfung ist bestanden. Mit einem breiten Grinsen wird die Haube geöffnet. Geschafft!
Traditionell überreichen Segelflieger dem Freiflieger als Zeichen der Anerkennung jeweils einen Strauß aus Blumen und Brennnesseln, um das Gefühl der Hände symbolisch zu stärken. Der Hintern wird für ein besseres Empfinden der Thermik von allen “massiert”. Die erfrischende Dusche im Anschluss rundet das Freiflugritual ab.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.