Alles klar – Die Haube

Es ist immer wieder ein tolles Gefühl und es macht viel Spaß, mit Segelflug-Oldtimern zu fliegen – nur einen spärlichen Windschutz voraus wie im Grunau Baby oder sogar freisitzend und ungeschützt in einem Schulgleiter. Bei modernen Segelflugzeugen muss auf dieses hautnahe Freiheitsgefühl verzichtet werden. Das Cockpit um den Piloten ist mit einer transparenten Haube umschlossen.

Die Form der Haube ist der windschnittigen Rumpfkontur des Flugzeuges angepasst. Nur so hält sich bei hohen Fluggeschwindigkeiten der Luftwiderstand in Grenzen und werden große Flugleistungen möglich. Die Haube schützt den Piloten vor dem Fahrtwind und vor widrigen Temperaturen und sorgt für eine fast uneingeschränkte Sicht nach vorne.

Bei modernen Segelflugzeugen wir der Rumpf durch die Haube vollständig geschlossen.

Längst vergangene Zeiten: Segelflug-Oldtimer besitzen häufig nur einen Windschutz.

Funktion und Haubennotabwurf

Die Haube besteht aus Acrylglas (Plexiglas) – einem festen transparenten Kunststoff. Bei älteren Flugzeugen bildet sie zusammen mit dem Haubenrahmen ein separates Bauteil, das vor dem Start von einem Helfer auf den rumpfseitigen Gegenrahmen des Segelflugzeuges aufgelegt und dann von dem Piloten von innen arretiert wird.
Bei neueren Flugzeugen ist die Haube über Klappmechanismen fest mit dem Flugzeug verbunden und kann, ja nach Flugzeugmuster, zur Seite oder nach oben geöffnet werden. Bei einigen Doppelsitzertypen wie der ASK21 ist die Haube zweigeteilt. Das vordere Haubenteil lässt sich nach vorne, das hintere nach hinten aufklappen. Der Haubenrahmen und das rumpfseitige Gegenstück sind so gefertigt, dass sie sich passgenau an- oder ineinanderfügen, dabei möglichst luftdicht abschließen und nicht gegeneinander verrutschen können. Im Notfall kann die Haube über eine schnell und einfach auszulösende Entriegelungsvorrichtung für den Notausstieg abgeworfen werden.

Der Haubennotabwurf ist ja nach Flugzeugmuster unterschiedlich gelöst worden – hier die Variante der ASK 21.

Bei bestimmten Witterungen kann die Haube im Flug beschlagen oder vereisen. Für diesen Fall ist für jeden Sitzplatz linksseitig ein postkartengroßes rechteckiges Notsichtfenster in das Haubenglas eingelassen, durch dessen Ausschnitt der Pilot bei sonst verhinderter Sicht noch blicken und sich orientieren kann. Das schiebbare Notsichtfenster wird in Plexiglas-Schienen geführt, die auf dem Haubenglas verschraubt sind.
Um die Haube abgestellter Flugzeuge von außen zu verschließen, muss mit einer Hand und dem Arm durch das Notsichtfenster zu den innen liegenden Verriegelungsgriffen gelangt werden.

Mit dunklen Thermikhüten Reflexionen in der Haube vermeiden

Je nach Lichtverhältnissen und Farbe der Fliegermütze treten Reflexionen auf, die die Sicht stark beeinträchtigen können.

Auch hier kann man die störenden Spiegelungen durch den weißen Thermikhut erkennen.

Es gibt Unannehmlichkeiten und Nachteile, die für eine klare Sicht in Kauf genommen werden müssen. Je nach Lichtverhältnissen treten in der Haube störende Spiegelungen heller und glänzender Objekte auf, die sich im Inneren des Cockpits befinden. Insbesondere beim doppelsitzigen Fliegen kann die für jeden Segelflieger obligatorische Kopfbedeckung (Thermikhut) des vorderen Piloten die Sicht des hinten sitzenden Piloten beeinträchtigen. Ein im grellen Weiß leuchtender Thermikhut erzeugt auf der Haubeninnenseite ein verzerrtes Abbild, das auf die Augen des zweiten Piloten reflektiert wird. Die Blendwirkung verhindert, dass sonst klar erkennbare Objekte auszumachen sind. Dunkle Mützen eignen sich besser.

Hitze vor dem Start

Steht das Flugzeug mit geschlossener Haube ungeschützt in der prallen Sonne, heizt sich das Cockpit unerträglich auf. Die dunkel und matt gehaltene Innenausstattung des Segelflugzeugcockpits absorbiert einen Teil der Wärmestrahlung und verstärkt den Aufheizeffekt. Temperaturempfindliche Fluginstrumente leiden unter der Hitze. Instrumentenschläuche aus PVC werden weich und können dort knicken und verschließen, wo sie normalerweise unter leichter Spannung im Bogen geführt werden. Für den startbereiten Piloten wird das Warten auf den Start zu einer unangenehmen, schweißtreibenden, nicht zuletzt körperanstrengenden Angelegenheit, wenn sich bei bereits geschlossener Haube die Startvorbereitung und der Startablauf verzögern.

Brandgefahr am Boden

Viele Gründe sprechen dafür, die Haube immer zu verschließen, auch wenn der Cockpitbereich des Segelflugzeugs nur für kurze Zeit verlassen wird. Steht ein Segelflugzeug mit geöffneter Haube in der prallen Sonne, besteht Brandgefahr. Je nach Sonnenstand bündelt das gewölbte Haubenglas wie ein Brennglas die einfallenden Sonnenstrahlen. Wird die Haube aufgeklappt, können binnen Sekunden Teile der Innenausstattung in Brand geraten. Dieses Phänomen tritt insbesondere bei Flugzeugmustern mit hochklappbaren Hauben wie bei ASK21 auf. Typische Zeugnisse sind Brandlöcher in den Kopfstützen und Schmorstellen in den Instrumentenbrettern und Instrumenten.
Auch bei starkem oder böigem Wind sollte die Haube nie unbewacht offen stehen. Bereits eine einfache Thermikböe reicht, die Haube zuzuschlagen und zu zerbrechen oder die Haube aus ihrer Befestigung auszubrechen.

Gute Sicht gibt es nur mit gepflegten Hauben

Eine gute Rundumsicht ist nur möglich, wenn die Haube regelmäßig gepflegt wird und kratzfrei bleibt.

Um die übermäßige Aufheizung im Inneren zu vermeiden und natürlich auch um Staubablagerungen von der Haube abzuhalten, wird die Haube mit einem weichen speziell dafür angefertigten Haubentuch abgedeckt. Lediglich bei Regen, starkem Wind oder für den Transport im Anhänger (und natürlich für den Flug) wird das Haubentuch entfernt.
Das Acrylglas der Haube kann bei Erschütterungen Risse erleiden. Es ist außerdem sehr kratzempfindlich. Bereits ein einziges Staubkorn verursacht tiefe Riefen und lichtbrechende Kratzer. Beschädigte oder verkratzte Hauben lassen sich nur schwierig reparieren. Die Kosten für den Ersatz betragen mehrere Tausend Euro. Bei Holzflugzeugen übersteigt der Wert der Haube oft den Wert des gesamten Flugzeuges. Deswegen sind der umsichtige Umgang und die gute Pflege der Segelflugzeughauben unbedingt geboten, stellt doch eine Beeinträchtigung der Sicht nach draußen auch eine Beeinträchtigung der Flugsicherheit dar.

Ein sorgsamer Umgang mit der Haube ist wichtig

Die Haube, zum Beispiel die Haube einer ASK13, darf zum Schließen nicht zugeknallt werden, sondern wird zunächst sanft und geräuschlos auf den rumpfseitigen Rahmen aufgelegt und anschließend gefühlvoll verriegelt.

Schwachstellen sind die Ecken der seitlichen Fensterausschnitte und die Bohrungen für die Verschraubung der Fenster, da dort bei Erschütterungen oder unter Krafteinwirkung Risse eingeleitet werden. Der Fensterausschnitt eignet sich deswegen nicht als Griff. Ebenso darf nicht mit dem „dicken Ärmel“ durch den Fensterausschnitt gegriffen werden.
Im normalen Flugbetrieb besteht kein Anlass, das Haubenglas mit bloßer Hand zu berühren. Jede noch so leichte Berührung hinterlässt fetthaltige Spuren, die den Durchblick beeinträchtigen und sich nur mit einem größeren Reinigungsaufwand schlieren- und rückstandsfrei entfernen lassen. Nicht nur zum Sonnenschutz sollte jeder Segelflieger eine Kopfbedeckung tragen. Der Thermikhut hilft, Haut und Haare von der Haube fernzuhalten. Die Kleidung, insbesondere Hemd- und Jackenärmel und die Kopfbedeckung, darf keine scharfkantigen metallenen Zubehörteile wie Reißverschlüsse, Knöpfe, Nieten oder ähnliches enthalten. Diese können beim Kontakt mit der Haube Kratzer verursachen.
Stark verschmutzte Hauben werden mit sehr viel Wasser, Schwamm und Fensterleder vorgereinigt. Um Beschädigungen durch feine Staubeinschlüsse zu verhindern, müssen Schwamm und Leder unbedingt schmutzfrei sein. Leicht verschmutzte Hauben werden lediglich mit einem Spezialreinigungsmittel besprüht und in Flugrichtung mit einem Papiertuch einer Küchenrolle gereinigt.

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